Der erst kürzlich im Mai 2016 verstorbene Aimé Guibert, Gründer von Mas de Daumas Gassac, hatte schon längst vor seinem Tod Geschichte geschrieben.
1970 gab Aimé Guibert mit seiner Frau Véronique ein seit Generationen betriebenes florierendes Handschuhgeschäft auf, um in der wilden Garrigue des oberen Gassac-Tals bei Aniane Bauer zu werden. Henri Enjalbert, ein damals schon renommierter Weinbaugeologe aus Bordeaux, erkannte, dass sich die frisch erworbene Domaine mit ihren einzigartigen eiszeitlichen Verwitterungsböden, den unterirdischen Kaltwasserquellen und dem Einfluss der umliegenden Berge perfekt für den Anbau ganz grosser Weine eignen würde. Und Enjalbert war es auch, der einfädelte, dass sich Émile Peynaud, einer der bedeutendsten Önologen des 20. Jahrhunderts, von Véroniques Küche verführen liess und sich auf das für das Languedoc bahnbrechende Projekt einliess. So entstehen seither Jahr für Jahr weltweit anerkannte Weinlegenden. Vinifiziert wird nach klassischer Médoc-Methode: Langsame Maischegärung, Barriqueausbau, Eiweissklärung – filtriert werden diese schon in ihrer Jugend charmant zugänglichen Terroir-Grand Crus nicht.
Nach dem Tod von Aimé Guibert im Jahr 2016 haben seine Söhne die Verantwortung für Mas de Daumas Gassac übernommen – im engen Austausch mit ihrer Mutter Véronique, die nach wie vor eine zentrale Rolle spielt.
Heute führen die Guibert-Brüder das Werk ihres Vaters mit klarem Kompass weiter. Die Ausrichtung ist mutiger denn je: Der Respekt vor der Natur ist keine PR-Haltung, sondern tief verankerte Praxis. Das Weingut verzichtet konsequent auf synthetische Mittel, schützt seine Quellen, pflegt Hecken, Wiesen und Wälder – und lässt auch der Biodiversität Zeit und Raum.
Neben Mas de Daumas Gassac und Pont de Gassac ist mit dem neu gegründeten Atelier Guibert ist ein drittes Weingut entstanden, das bewusst Freiräume schafft – für Experimente, für neue Rebsorten, für alternative Ausbauformen. Ohne Dogmen, aber mit Handschrift. Amphoren, Stockinger-Demi-Muids, Edelstahl – was zählt, ist die Qualität im Glas. Die Weine aus dem Atelier sind poetisch gedacht und handwerklich gemacht. Sie erzählen von Erde, Klima, Neugier und Erfahrung.
Die Geschichte von Daumas Gassac ist längst kein Kapitel Languedoc mehr – sondern ein Stück lebendige Weinkultur Europas.
Ob grosse Klassiker oder spannende Neuentdeckungen: Wer Daumas Gassac probiert, schmeckt, was möglich ist, wenn man Natur nicht zähmt, sondern versteht.